So verändert Sars-CoV-2 unseren Alltag

Elena Jordan, Leitung Sozialtherapeutischer Dienst macht Pause

Ein Gespräch mit Elena Jordan, Leitung Sozialtherapeutischer Dienst

Frau Jordan, im März diesen Jahres haben wir bereits ein Interview geführt. Wir haben darüber gesprochen, wie das Corona-Virus das Leben im Kurhaus am Park verändert. Im März ging es los mit Hinweisschildern zur Handhygiene. Ein Waschplatz wurde damals direkt am Eingang installiert. Der Speisesaal wurde geschlossen, Besuche von Angehörigen nicht mehr erlaubt. Essen gab es auf den Zimmern. Wie sieht es heute im Kurhaus aus?

Elena Jordan: Die Hinweisschilder existieren nach wie vor. Die Hygienemaßnahmen bei Betreten des Kurhauses sind sehr wichtig. Das gilt für Mitarbeiter genauso wie für Besucher. Im direkten Bewohnerkontakt tragen wir FFP2-Masken. Wichtig dabei ist es regelmäßig Maskenpausen einzulegen, zum Beispiel wenn man alleine im Büro ist oder eben ausreichend Abstand zu den Bewohnern halten kann.

Große Freude für die Bewohner, aber auch für die Mitarbeiter war die Wiedereröffnung des Speisesaals! Die Bekanntschaften unter den Bewohnern sind ja von zentraler Bedeutung. Hier ist jetzt endlich wieder ein Austausch möglich, auch wenn man aktuell zu zweit und mit dem entsprechenden Abstand am Tisch sitzt. Trotz dieser Maßnahmen ist es für alle Bewohner wichtig, in Gesellschaft zu essen.

Hat eigentlich das „Kurhausstübchen“ wieder geöffnet?

Elena Jordan: Unser Café muss leider weiterhin geschlossen bleiben. Aber die Besucher haben die Möglichkeit, sich einen Kaffee oder Tee mit aufs Zimmer zu nehmen.

In diesem Monat wurden von der Bundesregierung neue Verhaltensregeln für die Bewältigung der Corona-Pandemie bekanntgegeben. Die Regeln sollen bis Weihnachten gelten. Kontakte zu Familienmitgliedern und Freunden, Feiern im privaten Kreis und die damit verbundenen Risiken der Ansteckung und Verbreitung des Virus stehen weiter im Fokus. Wie sieht das im Kurhaus mit Besuchen von Angehörigen aus?  Im Sommer gab es ein Besucherzelt. Wie regeln Sie das jetzt im Winter?

Elena Jordan: Besuche können im Kurhaus ohne Voranmeldung auf den Zimmern stattfinden. Auch gemeinsame Spaziergänge im Park sind möglich. In dem Kurhaus-Hygiene- und Besucherkonzept sind sämtliche Regelungen festgehalten und an die aktuellen Verordnungen angepasst. Das heißt konkret, dass sich Besucher bei Betreten des Hauses zuallererst an der Rezeption melden, es wird ein kurzes Formular ausgefüllt und die Temperatur gemessen.
Die Besucheranzahl ist auf Grund der Zimmergröße auf zwei Personen gleichzeitig beschränkt. Die Bewohner sind sehr froh, dass Besuche weiterhin stattfinden können. Die größte Angst unserer Bewohner sei - das teilte der Heimbeirat kürzlich mit - ein weiterer Lockdown mit Besuchsverbot.

Für alle Mitarbeiter ist die aktuelle Besucherregelung eindeutig eine Bereicherung und auch Entlastung. Neben der emotionalen Unterstützung, die die Angehörigen leisten, übernehmen einige Angehörige auch pflegerische Aufgaben.
Wichtig ist aber für alle Beteiligten, ob Bewohner, Angehörige oder Mitarbeiter, dass stets die entsprechende Schutzausrüstung getragen wird bzw. der Mindestabstand eingehalten wird.

Wie sieht so eine Schutzausrüstung aus?

Elena Jordan: Im Normalfall reicht ein richtig angelegter Mund- und Nasenschutz bzw. eine FFP2 Maske im direkten Kontakt. Bei Neu- oder Wiederaufnahmen - von Wiederaufnahmen sprechen wir, wenn Bewohner nach einem Aufenthalt im Krankenhaus bei uns wieder aufgenommen werden - tragen unsere Mitarbeiter zusätzlich Schutzkleidung.

Gibt es Maßnahmen, die das Kurhaus treffen wollte oder musste, die sich im Nachhinein als nicht sinnvoll bzw. praktikabel heraus gestellt haben?

Elena Jordan: Ich denke, dass alle Maßnahmen, die hier im Kurhaus getroffen wurden durchaus sinnvoll und auch praktikabel sind. Wenn nicht, dann wurden diese evaluiert und ggf. angepasst. Selbstverständlich war es schade, dass der Speisesaal geschlossen werden musste, aber in dieser Zeit war es anders einfach zu gefährlich. Um den gegenwärtigen Nutzen der Maßnahmen zu bewerten, kam die Leitungsebene jede Woche zusammen. So konnte im Bedarfsfall schnell gehandelt werden.

Auch das Besucherzelt hat gute Dienste geleistet. Dank der Firma "Eventservice 7gebirgszelte", die das Zelt unkompliziert und schnell aufgebaut hat, konnten sich Angehörige und Bewohner nach vielen Wochen endlich wieder sehen! Der Austausch fand am offenen Fenster statt – der Abstand war gewahrt – es war wirklich schön zu sehen, wie gut die Treffen bei allen Beteiligten ankamen.

Bei den jetzigen Temperaturen bin ich froh, dass die Besuche wieder im Zimmer stattfinden können.

Als wichtigste Maßnahme sehe ich nach wie vor die Schutzausrüstung an, damit verbunden aber auch die richtige Handhabung. Es macht viel aus, dass man die Maske richtig trägt, das diese sowohl Mund auch als Nase bedeckt. Gut zu wissen ist, dass bei ausreichend Abstand auch mal eine Maskenpause eingelegt werden kann.

Im März haben wir auch darüber gesprochen wie sich die Pandemie auf die Stimmung unter den Mitarbeitern auswirken kann. Sie erwähnten den starken Zusammenhalt im Team? Wie schaffen Mitarbeiter des Kurhauses es, nach sechs Monaten Arbeiten unter erschwerten Bedingungen weiter motiviert zu bleiben? Wie reagiert die Geschäftsleitung?

Elena Jordan: In diesen sechs Monaten gab es immer wieder Lockerungen. So entstand zwischendurch bei allen der Eindruck, dass es langsam wieder bergauf geht. Es waren Kleinigkeiten, aber die haben das Arbeitsklima positiv beeinflusst. Der Kaffeeverkauf an der Rezeption eröffnete zum Beispiel wieder. Das freut viele Mitarbeiter*innen natürlich!  Über vorsichtige Lockerungen freuten sich auch die Fitness-Fans im Team, denn unser Schwimmbad wurde zwischenzeitlich wieder eröffnet. Natürlich ist es seit dem zweiten Lockdown im November erst einmal wieder geschlossen. Auch waren wieder Zigarettenpausen im Pavillon und somit in Gesellschaft auf Abstand möglich... Bei den Rauchern im Team hob auch das die Laune.

Ich denke die größte Motivation erzielen wir bei allen Mitarbeitern, wenn sie erkennen, dass unsere Maßnahmen greifen. Dazu nenne ich Ihnen gerne ein Beispiel. So gab es ab und an den einen oder anderen Verdachtsfall bei uns im Kurhaus. Ein Bewohner oder eine Bewohnerin entwickelte Fieber oder zeigte andere coronatypische Symptome. Wenn diese Verdachtsfälle sich nicht bewahrheiteten, stellte sich oft automatisch neben der Erleichterung auch die Einsicht ein, dass die Maßnahmen greifen. Und das trägt wiederum sehr dazu bei, die Maßnahmen auch weiterhin durchzuziehen und die Laune nicht zu verlieren, auch wenn die Maske zwickt und die Brille beschlägt.

Frau Jordan, vielen Dank für das Gespräch!