
Biographiearbeit in der Arbeit mit Senioren
5 Fragen – 5 Antworten
Schachspielerin, Gartenprofi, Chorsänger, Kosmopolit… Biografien spielen eine große Rolle für viele pflegerische Tätigkeiten. Biographiearbeit macht uns gelassener, toleranter und wertschätzender!
Warum sich das Wissen um Interessen und Fähigkeiten und das Eintauchen in die Lebensgeschichten Einzelner positiv auf unsere Arbeit auswirken kann, erklären wir hier…
01 Biographiearbeit in der Pflege – was ist das überhaupt?
Kurz gesagt: Biographiearbeit in der Pflege bedeutet die bewusste Beschäftigung mit der Lebensgeschichte eines pflegebedürftigen Menschen.
02 Was bringt mir das als Pflegekraft?
Einblicke in die Vergangenheit eines Menschen helfen uns jemanden besser zu verstehen, Vertrauen aufzubauen, einen wertschätzenden Umgang zu finden und so die Pflege individueller zu gestalten. Ganz nebenbei führt dieses bessere Verständnis zu mehr Gelassenheit und Toleranz bei den Pflegenden.
Auch ungewöhnliches und herausforderndes Verhalten kann durch die Kenntnis der Lebensgeschichte besser eingeordnet und verstanden werden.
Mit dem Wissen um vergangene Interessen und Fähigkeiten können zudem neue Beschäftigungsmöglichkeiten gefunden und vorhandene Ressourcen aktiviert werden.

03 Was gehört zur Biographiearbeit?
Neben Fakten wie Geburtsdatum und Beruf geht es um
- Lebensereignisse: Besondere Erfolge, Krisen, prägende Erlebnisse.
- Interessen: Natur, Literatur, Politik, Musik, Handwerk uvm.
- Beziehungen & soziale Umfelder: Familie, Freunde, Religion, Vereine …
- Vorlieben & Gewohnheiten: Lieblingsgerichte, Musik, Rituale, …
04 Wo hat sich Biographiearbeit besonders bewährt?
Biographiearbeit ist generell ein wichtiger Baustein für die Pflege und Betreuung. Besonders hilfreich hat sich die Biographiearbeit bei Menschen mit Demenz erwiesen, sie führt zu mehr Akzeptanz der Pflege und einer verbesserten Lebensqualität für alle Beteiligten.
05 Wie läuft Biographiearbeit praktisch ab?
Reden. Offene Gespräche, auch in Gruppen, sind die Basis für gute Biographiearbeit. Am besten du stellst möglichst offene Fragen. Diese sollten zur jeweiligen Situation passen, sodass sich ein richtiger Austausch entwickeln kann.
Fotos, Briefe und Lieblingslieder können dabei helfen, Erinnerungen zu wecken.
Beobachten. Das sensible Achten auf Reaktionen und Äußerungen des Pflegebedürftigen ist für die Biographiearbeit unerlässlich. Durch echtes Interesse, aufmerksames Zuhören und Beobachten gewinnst du bei jeder Begegnung neue Informationen und Erkenntnisse. Manchmal sind es beiläufige Bemerkungen, die verraten, wie jemand die Welt sieht.
Vernetzen. Angehörige oder enge Freunde können wertvolle Hinweise und Einblicke in die Lebensgeschichte geben. Sei ruhig neugierig. ;-)
Vielfältige Methoden nutzen. Die Methoden der Biographiearbeit sind so bunt wie die Menschen, um die es geht. Erinnerungen werden z.B. durch multisensorische Ansätze angeregt. Dazu gehört das gemeinsame Betrachten von Fotoalben, das Hören von Musik, das Erleben von Düften oder das Berühren von Gegenständen.
Auch die gemeinsame Gestaltung eines Lebensbuchs oder die Arbeit mit therapeutischen Objekten wie Puppen oder Kuscheltieren haben sich in der Biographiearbeit bewährt. Erinnerungen können auch durch gemeinsames Kochen von Lieblingsgerichten oder kreatives Gestalten geweckt werden.
Du möchtest mehr Biographiearbeit in deine Tätigkeit einbinden? Wende dich einfach an den Sozialtherapeutischen Dienst. Dieser erhebt bei Einzug einen entsprechenden Biografiebogen für jeden Bewohner.

