Rote Nase, karierte Hose und ein Lächeln: Clownvisite mit Margo Freyaldenhoven
Frau Freyaldenhoven, Sie sind im Kurhaus als Clowntherapeutin unterwegs. Wie läuft das konkret ab? Verkleiden und los?
Die Besuche spreche ich vorher mit meinen Kollegen, den Fachkräften des Sozialtherapeutischen Dienstes ab. Es gibt einen festen Personenkreis, den ich regelmäßig besuche. Wenn ein Bewohner unpässlich ist, gehe ich weiter.
Als Rosetta bin ich in der Regel alle 14 Tage unterwegs. Wie das abläuft? Umziehen, schminken, Brille ab und los... Mit der Alltagskleidung lege ich übrigens auch meine eigenen Konventionen und das „Peinlich-sein“ ab.
Warum Clowntherapeutin? Therapie steht ja für Heilbehandlung? Was heilt der Clown?
Ich verstehe mich eher als Besuch, ich hole den einzelnen Menschen da ab, wo er steht. Ich wertschätze ihn so wie er ist. Mein Angebot ist ohne Anforderungen und Erwartungen. Keiner muss etwas leisten, jeder darf so sein, wie er ist. Wenn wir gemeinsam lachen ist das natürlich schön. Ich habe allerdings auch schon mit einigen gejammert und geweint – auch das gehört dazu.
Wie kommt man auf die Idee Clowntherapeutin zu werden? Gab es Vorbilder für Sie? Gibt es eine richtige Ausbildung/Weiterbildung zur Clowntherapeutin?
Ich habe nach einer Möglichkeit gesucht mich weiterzubilden, nach etwas, das mich fasziniert. Bei einer Pflicht-Fortbildung habe ich über die Seminarleiterin von der Idee der Klinikclowns gehört. Klinikclown? Das hat mich gereizt, also habe ich zunächst ein Basis-Seminar zu dem Thema besucht – das lief von Freitag bis Sonntag. Die Leiterin des Seminars fand mich geeignet und motivierte mich an dem Thema dranzubleiben. Also habe ich mich für eine einjährige Fortbildung zur Persönlichkeitsbildung angemeldet. Die Präsenszeiten umfassen 6 Wochenenden.
Anschließend noch ein Jahr Clownerie, Pantomime und Improvisation und zum Abschluss ein eigenes Stück! Aufgeführt habe ich das Stück auf einer kleinen Bühne in Köln vor Freunden und Verwandten. Danach hatte ich meine Urkunde als Klinik-Clown in der Tasche.
Gibt es auch Kritik an der Idee als Clown verkleidet über die Stationen zu ziehen? Zum Beispiel, erwachsene Bewohner wie kleine Kinder zu behandeln?
Erstaunlicherweise finden die meisten Mitarbeiter und Bewohner diese Idee sehr gut. Die Bewohner freuen sich, Rosetta zu sehen. Die Mitarbeiter freuen sich, dass Rosetta die Bewohner ihrer Station besucht.
Nur wenige Bewohner finden den Besuch eines Clowns albern, sie mögen das Angebot nicht. Aber es mag auch nicht jeder den Singkreis, nicht jeder bastelt gerne oder freut sich über den Besuch von Hunden, Kindern ... Wir sind doch alle Individualisten! Kritik von außen ist aber eher selten.
Ich bin mein größter Kritiker, gerade im Rheinland wo gefühlt immer Karneval herrscht, achte ich darauf nicht trivial oder platt zu agieren – na ja ich komme eben aus Norddeutschland...
Welche Erlebnisse sind Ihnen in Ihrer Rolle als Clowntherapeutin besonders im Gedächtnis geblieben – wie reagieren die Bewohner in der Regel?
Besonders schön finde ich es, wenn es Rosetta mal wieder geschafft hat, bei den Bewohnern für Offenheit und Natürlichkeit zu sorgen. Ich spüre wie gelöst, entspannt und „echt“ sie mir als Rosetta gegenüber sind. Da zeigen die Bewohner plötzlich Ressourcen, die im Alltag oft „überrannt“ werden.
Ihr Tipp für Kollegen, die sich für die Clownvisite interessieren?
Was man wissen sollte, man lernt viel über sich! Man lernt sich zu akzeptieren und wertzuschätzen. Das ist nicht immer einfach. Es gibt immer Dinge, über die man nicht unbedingt nachdenken möchte, Dinge, die man nicht an sich ranlassen will... Allerdings lernt man so authentisch zu sein und auch den anderen „sein zu lassen,“ Das ist eine Bereicherung für das ganze Leben!
Leider führt die Seminarleiterin, die mich begleitet hat, diese Fortbildung nicht mehr durch. Natürlich steht und fällt die Qualität einer Fortbildung oft mit dem Anbieter oder dem Dozenten. Ich hatte einfach Glück! Denn es lohnt sich in jedem Fall – das Leben und sich selbst mit Humor zu sehen.