„Jetzt kann ich mir nichts anderes mehr vorstellen...“

Eine Auszubildende in der Altenpflege bezieht ein Bett neu

Nadine, du machst gerade eine Ausbildung zur Altenpflegerin. Wie kam es dazu? 

Also ich habe erst mein Fachabi gemacht, dann ein Praktikum im Altenbereich. 2016 ein FSJ und nach dem FSJ war ich mir ziemlich sicher, dass ich die Ausbildung machen möchte.   

Der Beruf ist vielseitig, es wird nicht langweilig. Dass dieser Job das Richtige für mich ist, das war mir direkt nach meinen Erfahrungen, die ich im  Praktikum und im FSJ gemacht habe, klar. 

Wie haben deine Familie und dein Freundeskreis reagiert, als sie von deiner Entscheidung erfahren haben? 

Meine Mutter hat mich zwar als Erzieherin gesehen, aber als sie gemerkt hat, dass meine Entscheidung feststeht, meinte sie, „Das ist wohl deine Berufung“. Meine Oma war begeistert. 

Und deine Freunde...

Viele Freunde haben am Anfang gesagt, „Ich könnte das nie.“ Aber jetzt, stehen alle hinter meiner Entscheidung. Eine Freundin macht gerade eine Ausbildung in der Krankenpflege, mit der kann ich mich jetzt auch austauschen. 

Die Auszubildende zur Pflegefachkraft im Kurhaus sitzt auf dem Bett
Auszubildende zur Pflegefachkraft im Kurhaus

Welchen Vorurteilen begegnest Du?

Also bei Altenpflege -  da denken doch die meisten ganz klar an Dinge wie Hintern abwischen, alte Leute zur Toilette begleiten usw. Die meisten haben also nur die pflegerischen Tätigkeiten im Fokus. Ich erzähle dann immer, was wir alles tatsächlich zu tun haben. Das Feld ist sehr viel größer als viele glauben. Pflegerische Tätigkeiten sind eine Sache davon. Und den Umgang damit kann man lernen: Als ich mein FSJ gemacht habe, habe ich gedacht, was habe ich mir da angetan?! Aber vieles wird dann so alltäglich wie Zähneputzen. 

Und dann kommt da noch der ganze „Rest“, den viele nicht sehen: Mit den Bewohnern sprechen, mit Ärzten und Angehörigen kommunizieren, wir müssen „Pflegeplanungen“, also einen Maßnahmen-Plan schreiben: Für jeden einzelnen Bewohner halten wir fest, was er noch kann, was gemacht werden muss – wo Bewohner Unterstützung brauchen und wo nicht.

Was ist für dich besonders schwer – woran musstest du dich erst gewöhnen? 

Für mich ist es schwer, wenn sich Leute übergeben müssen. Dann hole ich mir einen Kollegen zur Hilfe. Aber wenn keiner Zeit hat, schaffe ich das auch alleine. Ich habe gelernt: Wenn man in einer bestimmten Situation funktionieren muss, funktioniert man auch. 

Was immer noch schwer für mich ist, einen Notfall mitzuerleben. Wenn jemand zum Beispiel zusammenbricht und dann wiederbelebt werden muss.

Wann geht dir dein Herz auf? 

Wenn ich mit den Leuten Späße mache! Liebe und die Zuneigung bekommt man zurück. Man hat nicht nur ein offenes Ohr für die Bewohner, die Bewohner haben auch ein offenes Ohr für unsere Stimmungen, Probleme und Krisen! Die Leute hier haben ja viel Erfahrung und ein langes Leben hinter sich.
Im Kurhaus bin ich in so einem schönen Team und bekomme viel Unterstützung. Wenn ich Fragen habe, kann ich immer zu meinen Kollegen kommen. Die haben viel Verständnis für einen, gerade wenn man noch in der Ausbildung ist. 

Dein Tipp für Neueinsteiger in der Pflege?

Einfach machen! Man muss den Mut haben damit anzufangen, dann würden viele Leute diesen Beruf gerne machen! Die müssen dazu nur Ihre Vorurteile über Bord werfen. Dann sehen viele auch was für ein schöner Beruf das ist. Jetzt kann ich mir nichts anderes mehr vorstellen!