Wie sinnvoll ist die neue Richtlinie (QPR) für mehr Qualität in der Altenpflege?
Ende 2019 wurde die neue Qualitätsprüfung-Richtlinie (mal wieder...) stark überarbeitet. Die Qualität in der Pflege soll durch die neuen Maßnahmen „gesichert“ werden. Dafür werden regelmäßig – in Absprache mit dem MDK - neue Dokumentationssysteme und Standards entwickelt.
Claus Völker, BIVA-Mitglied und Autor hat diese Entwicklung in seinem Artikel „Corona-Krise und der ’real existierende Pflegealltag’ in stationären Einrichtungen der Altenhilfe“ äußerst lebensnah auf den Punkt gebracht.
Völker spricht davon, wie der Alltag in einer Seniorenresidenz und somit auch die QUALITÄT der tatsächlich geleisteten Pflege unter der neuen Standardisierung leiden. So beschreibt er - äußerst nah am Puls der Menschen - wie z.B. die Umstellungen auf neue Software nicht nur Zeit sondern auch Nerven rauben, wie Menschen, die gerne und gut mit Menschen arbeiten zu „halben Bürokraten“ mutieren.
Und er spricht uns damit aus dem Herzen!
Denn auch wir erleben wie Mitarbeiter, die normalerweise in ihrer Arbeit mit pflege- und betreuungsbedürftigen Bewohnern aufgehen, die empathisch handeln und tatsächlich eine ausgezeichnete Arbeit leisten plötzlich schlicht überfordert sind – angesichts neuer Instrumente, neuer Kennziffern und diverser Expertenstandards zu Ernährungsmanagement, Dekubitus- und Sturzprophylaxe, Harnkontinenz, Entlassungsmanagement usw.
Völker vergisst hier übrigens nicht zu erwähnen, dass es sich bei vielen Empfehlungen um kluge und weitsichtige Handlungsmuster handelt, - auch hier sind wir mit ihm einer Meinung – er vergisst aber auch nicht zu fragen, wie die am Schreibtisch überlegten Standards im Pflegealltag umgesetzt werden sollen.
Er spricht von Pflegerinnen und Pflegern, die sich bewusst gegen eine Arbeit am PC und für eine Tätigkeit mit Menschen entschieden haben, die sich nun durch die Vorgaben des Qualitätsmanagements ausgebremst, demotiviert und frustriert fühlen.
Statt Missstände in der Pflege zu bekämpfen, werden also Umstände in der Pflege geschaffen, die weder den Bewohnern noch der Qualität der Einrichtungen dienen! Die Anforderungen an uns alle werden immer höhergeschraubt, ohne dass sich etwas für die Bewohner oder die Mitarbeiter verbessert.
Wir wehren uns gegen solche „Neuerungen“, die oft genug von „Experten“ entwickelt werden, denen leider der Einblick in unseren Alltag fehlt.
Und noch schlimmer, die für ihre neuen standardisierten Dokumentationssysteme fähige und beliebte Mitarbeiter rekrutieren, die uns und unseren Bewohnern dann schmerzhaft fehlen!
Wir wünschen uns hier einen gemeinsamen runden Tisch, um realitätsnah darüber zu diskutieren welche Bedingungen wir verbessern können, für eine Pflege, die beides hat: Herz und Verstand!